Die sind so riesig, wie Berge.
Der Weg in die Selbstständigkeit ist hart und lang.
Und irgendwie an manchen Tagen so unerreichbar.
Jetzt sitze ich schon seit ein par Wochen dran und irgendwie bewege ich mich nur im Kreis.
Dieses wunderbare Land ist besessen von ihrer Bürokratie.
Für ein Dokument brauche ich drei andere Papiere und um diese zu bekommen vergehen gut und gerne mal zwei Wochen.
Ich versuche es mir schön zu reden, dass das irgendwo ja doch ein System hat. Deshalb funktioniert das hier auch so gut. Alles hat seine Ordnung und sein Aktenzeichen. Und doch stehe ich vor einem Stapel Papiere, ohne zu wissen, wo ich anfangen soll.
Und dann ist ja da noch unser Alltag!
Zwei Jahre lang war ich mit dem Herzkind alleine. Klar hatten wir einen Tagesablauf und unseren Rhythmus. Und wir hatten auch mal Termine. Aber das waren eher Ausnahmen.
Nun ist es anders. Ich habe einen Vertrag unterschrieben und an diesen muss ich mich halten.
Und dies fällt mir manchmal schwer.
Und dem Herzkind auch.
Wir bleiben nicht mehr mal ne halbe Stunde länger im Bett liegen, weil die Nacht so anstrengend war.
Ich lasse den Abwasch nicht mehr Abwasch sein, weil am nächsten Tag wieder alles sauber und aufgeräumt sein muss.
Spontan mal wohin fällt auch aus.
So ist das Leben, aber daran muss man sich erst wieder gewöhnen...
Jetzt arbeite ich mit Kindern zusammen. Und diese Ticken auch anders als wir.
Wenn ich Husten oder Halsschmerzen habe, dann ignoriere ich das.
Kinder nicht...
Also sagt man alle Termine ab und sitzt in der Kindernotfall Ambulanz, weil das Herzkind plötzlich ein Aua im Ohr hat.
Eine Woche alles absagen und eine Woche lang kein Geld.
Und während das Herzkind krank im Bett liegt stapeln sich bei mir im Hinterkopf die verpassten Termine.
Und dann, wenn es wieder gut ist, packt man soviel es geht in einen Tag.
Vormittags Schule, Nachmittags das Tageskind eingewöhnen und Abends dann noch der Termin bei der Bank.
Und ich ziehe mein Mädchen mit.
Sie muss ja mit...
Überall hin.
Und ich weiß, dass es falsch ist.
Aber es muss sein, Gott ja, es muss einfach sein!
Und wenn man dann wieder aufgeholt hat und man sich denkt, es kann nur besser werden, ruft die Mami vom Tageskind an und meldet sich krank.
Und dann sitzt man da, voller Tatendrang, weil es ja endlich weiter gehen kann, aber es geht nicht weiter.
Und dann ist ja noch das Privatleben, was ja irgendwie ja doch nicht da ist.
Keine rettende Hand vom Herzmann, der einen auffängt.
Keine Umarmung, wenn man am Boden liegt und nicht mehr aufstehen will.
Ein Telefonat am Tag, ein par sms.
Das ist alles, was uns noch an unser Privatleben erinnert.
Man verliert das gegenseitige Verständnis.
Jeder ist schlimmer dran, als der andere.
Keiner hat mehr die Kraft, dem anderen weiter zu Helfen.
Man kümmert sich um sich selbst, weil man es derzeit einfach nicht besser kann.
Ich verstehe das.
Weil ich es nicht anders kenne.
Aber diese Zeit ist schlimm.
Die schlimmste vielleicht bis jetzt.
Weil wir auf Weggabelungen treffen und die Gefahr unglaublich groß ist, dass wir verschiedene Wege wählen.
Mädels, ganz ehrlich, ich will so oft Aufgeben.
Und einfach sagen, "Nein, das lohnt sich doch alles nicht!"
Aber ich stehe doch jeden Tag auf und hoffe auf Sonnenschein.
Irgendwo zwischen alldem muss doch irgendwo die Sonne scheinen.
Denn das Beste am Winter ist, dass danach der Sommer kommt.